Bierstadt I Wiesbaden

Architekt

Leistung

Auftraggeber

Projekt

Das städtebauliche Konzept basiert auf folgenden Grundideen:

– amphitheaterartige Ausbildung von Baufeld-Terrassen

– Haupterschließungsachse als räumliches Rückgrat

– zentraler Quartiersplatz als Verknüpfungspunkt und Ort der Kommunikation

– Ausbildung von 4 Nachbarschaftseinheiten

– Nord-Süd verlaufender Grünzug als Kaltluftschneise

– vornehmliche Südausrichtung der Baustruktur

 

Städtebauliches Gerüst

Das städtebauliche Konzept basiert auf einer amphitheaterartigen Anordnung der Baufelder. Die Baufeldstreifen orientieren sich im Wesentlichen an den Höhenlinien und werden zur räumlichen Brechung der Blickachsen abknickend geführt. Zudem werden die Baufelder im Osten und Westen um eine halbe Baufeldtiefe zueinander versetzt um den Effekt der Blickachsenbrechung noch zu verstärken. Zusammenfassend entsteht durch die geometrische Grundausrichtung ein räumliches Prinzip von „langen Linien“ bzw. Straßenzügen in Ostwestrichtung und von „kurzen Linien“ in Nordsüdrichtung. Das Ordnungssystem wird getragen durch den nordsüdverlaufenden Grünzug, in dem sich die versetzten Geometrielinien bündeln, und dem ostwestverlaufenden Erschließungsrückgrad.

 

Erschließung

Die ostwestverlaufende Erschließungsachse bildet das Hauptorientierungselement für den Erschließungsverkehr und die Bewohner des Quartiers. Im Westen bindet diese Hauptachse an die Nauroder Straße (B455) und kann im Zuge einer zukünftigen östlichen Weiterentwicklung des Stadtquartiers an die Kloppenheimer Straße (K659) angebunden werden. Die Hauptachse verknüpft die von Süden verlängerte Eisenacher Straße und die Wittenberger Straße miteinander sowie zwei im Osten und Westen versetzt dazu angeordnete Erschließungsstraßen. Die vier nord-südverlaufenden Erschließungsstraßen, zwei im Norden und zwei im Süden erschließen jeweils eine Nachbarschaftseinheit.

Die Bushaltestelle befindet sich im Bereich des Quartiersplatzes. Der Linienverkehr verläuft über die Eisenacher Straße, die ostwestverlaufende Hauptachse in die Wittenberger Straße oder umgekehrt.

 

Das Parkierungskonzept für die Unterbringung der privaten Stellplätze basiert auf insgesamt fünf Parkierungstypen:

– oberirdisches Parken auf eigenem Grundstück (Stellplätze, Carports und Garagen im Haus) für den Großteil der Süd- und Norderschließer (Typ 01.1, Typ 01.2)

– unterirdisches Parken auf eigenem Grundstück (Garage im Souterrain) für alle Süderschließer entlang der Haupterschließung

– oberirdisches Sammelparken vor Kopf (Parkierung senkrecht) für die Reihenhäuser im Nordwesten und eine Reihenhauszeile im Südwesten (Typ 02.1)

– unterirdisches Sammelparken (Tiefgaragen mit Parken unter dem eigenen Haus) für die Reihenhäuser im Südosten und nördlich des Quartiersplatzes (Typ 02.2)

– Tiefgaragen für den Geschosswohungsbau (Stadt- und Parkvillen)

Öffentliche Stellplätze werden als Längsparker im Straßenraum und als Senkrechtparker auf dem Quartiersplatz angeordnet.

 

Nachbarschaften / Baustruktur / Baufelder / Bautypologien

Das neue Stadtquartier wird in vier Nachbarschaftseinheiten gegliedert. Alle Nachbarschaften grenzen an den zentralen Grünzug an. Den kommunikativen Mittelpunkt bildet ein leicht angehobener Quartiersplatz am Schnittpunkt der ostwestverlaufenden Erschließungsachse und des zentralen Grünzugs. Der terrassierte Platz öffnet sich nach Süden und Westen. Markiert wird der öffentliche Ort durch das Abknicken der Haupterschließungsachse, ein höheres Gebäude als Merkzeichen (Teilelement des östlichen Stadtvillen-Ensembles) und einen Baumhain. Im Erdgeschoss des III-IV-geschossigen Gebäudes können Läden, eine gastronomische Einrichtung oder sonstige öffentlichkeitswirksame Nutzungen implementiert werden. Diagonal gegenüberliegend befindet sich die Kindertagestätte mit direkter Ausrichtung und Anbindung an den Grünzug. Die zentrale Lage an der Haupterschließungsachse stellt eine gute Erreichbarkeit (Kiss and Go) für den Besucherverkehr sicher.

Die Baustruktur wird zur optimalen Nutzung solarer Energiegewinne ausschließlich nach Süden ausgerichtet.

Die Gebäudestrukturen werden zeilenartig organisiert:

– zum Einen mit einer „Norderschliesser-Typologie“, die ebenerdig von Norden erschlossen wird und

– zum Anderen mit einer „Süderschliesser-Typologie“, dessen Gartenniveau gegenüber der Erschließungsstraße um ca. 1,0 – 1,5 m angehoben wird, um die Privatsphäre der Südgärten sicherzustellen und Parkbuchten auf Straßenniveau auszubilden.

Die Geschosswohnungsbauten, hier ausschließlich Park- und Stadtvillen, werden als lineares Ensemble mit punktartigen III-IV-geschossigen Baukörpern leicht versetzt und flankierend zum Park hin angeordnet. Im Bereich des Verlagsgebäudes fungieren die Stadtvillen als Eingangsgeste zur Nauroder Straße (B455) und als Übergang zum bestehenden Geschosswohungsbau im Süden und zum Verlagsgebäude.

Die Baufelder ermöglichen durch die durchschnittliche Tiefe von ca. 60 m eine flexible Einfüllung unterschiedlicher Bautypologien (EFH, DH, RH, Kettenhäuser und Hofhäuser). Aus Gründen der energetischen Optimierung und einer möglichst ökonomischen Ausnutzung des Nettobaulandes werden in dem dargestellten Konzept zum größten Teil verdichtete Typologien in Form von Reihenhäusern vorgeschlagen. Nur in den Randlagen im äußersten Westen und Nordwesten werden einige größere Grundstücke für Doppelhaushälften und freistehende Häuser vorgesehen.

In Anlehnung an die vorhandenen südlichen Quartiere werden ausschließlich Flachdächer vorgeschlagen. Dies wird dahingehend begründet, das flachgeneigte Dächer die gestalterisch unauffällige und flexible Anordnung von Photovoltaikanlagen und Kollektorflächen begünstigen, zudem kann durch eine extensive Dachbegrünung dem Mikroklima und einer verzögerten Abführung des Regenwassers Rechnung getragen werden.

 

 

Grünkonzept

Freiräume des Projektes – Der Park

Der prägende Freiraum des Projektes ist der Nord-Süd Park, der den städtischen Raum mit der Landschaft verbindet. Diese Verbindung wird durch einen zentralen Weg auch erlebbar gemacht. Aufgrund der Funktion als Kaltluftschneise ist der Park weitgehend von den Luftabfluss behindernden Elementen freigehalten. Interventionen kommen aus den neuen Quartieren in Form von Stichwegen zum zentralen Weg, die von einzelnen freistehenden Bäumen und den Retentionsbecken begleitet werden.

Parkterrassen

Drei Stichwege sind zu Terrassen aufgeweitet. Hier ist Platz für Aufenthalt und Ausblick auf die Stadt und den weiten Landschaftsraum. Die abgesenkten Wiesenflächen der Retentionsbecken sind auf drei Seiten von kleinen Mauern gefasst. Die hangabwärts weisenden Seiten sind mit Rasenböschungen versehen. Dadurch entstehen klare Terrassen, die jedoch von den unten gelegenen Flächen kaum sichtbar sind. Die Retentionsbecken sind durch Mulden miteinander verbunden.

Spiel- und Sport, Jugend

Der stadtnahe untere Bereich des Parks, an den die Kindertagesstätte angelagert ist, übernimmt Spiel- und Sportfunktionen. Ein Treffpunkt für Jugendliche wird auf der Terrasse beim Bolzplatz angeboten.

Gehölzkonzept / Randeingrünung

Das Projektgebiet ist von freiwachsenden Hecken umgeben. Streifenförmige Obstwiesen ergänzen und beleben die Randbereiche und bieten Raum für unprogrammierte Nutzung durch die Bewohner. Die unterbrechenden Wegeverbindungen bieten weite Ausblicke in die Landschaft. In den Wohnstrassen in Ost-West-Richtung sind kleinere Straßenbäume vorgesehen, die überall dort frei stehen, wo Zufahrten und Parkräume es zulassen. Die Hauptverbindung in Ost-West-Richtung ist durch eine Allee gestärkt. Der Quartiersplatz als Knotenpunkt bündelt Bäume zu einem Raster, unter dem gespielt und gesessen werden.

 

Regenwassermanagement

Niederschlagswasser-Management, Abflussreduzierung

Der Abflussreduzierung gilt als ein Hauptaugenmerk des Projektes. Die Gebäude sind mit Gründächern ausgestattet und Platzflächen, Parkplätze sowie fussläufige Verbindungen sind wasserdurchlässig befestigt. Alle Gärten, die sich auf Gebäudestrukturen befinden, haben eine Substratdicke von mindestens 60cm, wodurch für diese Flächen keine zusätzlichen Retentionsflächen vorgesehen werden müssen. Die dadurch erreichte Reduktion des abzuführenden Regenwassers beträgt ca. 25%.

Niederschlagswassertransport

Alle Strassenräume, in denen die Gefälle es zulassen, werden in offenen gepflasterten Mulden entwässert. Die Dach- und Hofflächen sind leicht zur Straße geneigt und entwässern ebenfalls in diese Mulden. In den Haupterschließungen wird das Wasser oberflächennah in geschlossenen Rigolen gesammelt und in zwei dezentrale Versickerungsanlagen geleitet, deren Standorte den Ergebnissen der Entwässerungstechnischen Grundsatzplanung entnommen sind.

Retention und Versickerung

Im Park werden Retentionsbecken an den nordsüdverlaufenden zentralen Parkweg angelagert. Diese Becken nehmen das Wasser auf, das in offenen Mulden aus den Strassenräumen geführt wird. Diese Retentionsbecken sehen einen maximalen Anstau von 50cm vor. Da das Gelände Richtung Osten fällt, ist an der östlichen Grenze des Planungsgebietes zusätzlich eine Rigole mit stauenden Kaskaden vorgesehen. Die Haupterschliessungstrassen und die angrenzenden Grundstücke werden in geschlossene Rinnen entwässert und an die Versickerungseinrichtungen angeschlossen. Oberhalb der sickerfähigen Schichten werden Füllkörperrigolen eingebaut, in denen das Wasser gespeichert werden kann bevor es versickert. Der Abfluss aus den offenen Retentionsflächen sowie eventuell aus den Versickerungsanlagen wird mit der erforderlichen Drosselung in den Aukammbach abgeleitet.

 

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